Vineta – der Stoff, aus dem Legenden sind

Von Kreuzfahrtexperte, 11.12.2020

Um Atlantis ranken sich viele Legenden – und wir Norddeutschen haben unsere eigene versunkene Stadt! Genaues wissen wir zwar leider auch nicht, aber vielleicht können wir ein wenig Licht ins Dunkle bringen oder Ihnen überhaupt einmal von Vineta erzählen…

Vineta – die Legende

Der Sage nach soll ein an einem Sonntag geborener Junge an einem Ostermorgen beim Hüten seiner Schafe in der Nähe von Koserow eine große Stadt aus der Ostsee auftauchen sehen haben. Er betrat sie und war von dem Reichtum der Stadt und ihrer Einwohner geblendet. Seltsamerweise war jedoch trotz geschäftigen Treibens nicht ein Laut zu hören. Da er kein Geld hatte, konnte der Junge keine der wortlos angebotenen Waren kaufen und kehrte zu seinen Schafen zurück. Daraufhin verschwand die Stadt zu seiner Überraschung wieder. Ein alter Fischer klärte ihn auf, dass nur ein Sonntagskind am Ostersonntag die Stadt Vineta aus dem Meer aufsteigen sehen und die alte Stadt durch einen Kauf von ihrem Fluch erlösen könne. Vineta sei vor vielen Jahren die größte und reichste Stadt des Landes gewesen, was den Bewohnern so zu Kopf gestiegen sei, dass sie sehr hochmütig und verschwenderisch wurden. Da die darauf folgende Warnung durch eine Luftspiegelung und eine Wasserfrau: „Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta soll unnergahn, Wiel deß se het väl Böses dahn!“ ignoriert wurde, sei Vineta durch eine große Sturmflut untergegangen. Seitdem könne man mit Glück zu Ostern die Glocken von Vineta läuten hören und Sonntagskinder können alle hundert Jahre die Stadt auferstehen sehen.

Soweit die Legende über Vineta. Und wie bei Legenden üblich, interessieren sich viele Menschen für den Wahrheitsgehalt oder den Ursprung der Sage. Vor allem, wenn wie bei Vineta, die Stadt in Geschichtsbücher erwähnt und in der vermuteten Gegend Hinweise auf die Stadt zu finden sind.

Vineta – historische Quellen

In historischen Quellen wurde die reiche Stadt Vineta erstmals um 965 von einem Gesandten des Kalifen von Córdoba erwähnt. Über ein Jahrhundert später, zwischen 1075 und 1080, berichtete Adam von Bremen von einem Seehandelsplatz östlich vom Erzbistum Hamburg, der in der ältesten Überlieferung vimne beziehungsweise uimne, in neueren Abschriften Jumne, Julinum und Juminem genannt wurde. Dieser sollte auf einer Insel an der Mündung der Oder in die Ostsee liegen und von Slawen, Barbaren und Griechen bewohnt worden sein. Die Stadt sollte groß, sehr reich und alle mögliche Waren dort verfügbar sein, sogar die Sachsen sollten dort Handel getrieben haben. Außerdem sollte Harald Blauzahn, König von Dänemark und Norwegen, Zuflucht in der Stadt gefunden haben. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde dann der Name Julin für eine frühe Stadt auf der Insel Wollin, wo heute der Ort Wollin liegt, benutzt. In Kopien der Schriften von Adam von Bremen in den 1160er Jahren veränderte sich dann die Schreibweise von zunächst uineta zu iumenta oder iumneta und in jüngeren Kopien zu Jumneta; in der Kapitelüberschrift aller überlieferten Handschriften stand jedoch Vinneta. Um 1170 wurde in einer nordischen Sage die Belagerung der Jomsburg während eines vom Dänenkönig Waldemar I. geführten Feldzug erwähnt. Um den gleichen Feldzug sowie über Harald Blauzahns Aufenthalt ging es gegen 1190 bei Saxo Grammaticus, der den entsprechenden Ort Julin(um) nannte.

Danach findet man dann seltsamerweise nichts mehr über die reiche Stadt. Vielleicht ist sie ja tatsächlich in der Ostsee untergegangen. Oder die Aufzeichnungen im Landesarchiv Mecklenburg-Vorpommern, nach denen Vineta von einer Flotte dänischer Kriegsschiffe angegriffen und zerstört wurde, sind doch korrekt. Auf jeden Fall übte der Ort schon früh eine starke Faszination aus. So wird seit dem 16. Jahrhundert nach ihm gesucht, auf schwedischen Karten des Landesarchives aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg ist sie verzeichnet und bei Ausgrabungen in den 1930er Jahren rund um Wollin weisen über 50000 Fundstücke auf einen bedeutenden Handelsplatz hin. Wo genau Vineta lag, falls es denn existierte, ist aber unklar und es gibt an der Ostseeküste diverse Orte mit Vineta-Straßen, eine Vineta-Apotheke, ein Vineta-Riff und natürlich ein Vineta-Ferienpark.

Vineta – die Suche

Arkona

Aufgrund der Lubinschen Karte, die bei Arkona eine versunkenen Stadt, sowie des so genannten Dithmarscher Gold-Brakteaten, einer Münze im Hamburger Museum, die einen Hafengrundriss zeigt, der die Jomsburg/Vineta darstellen sollte und auf dem „Ulf“ stand, führten die Nationalsozialisten im Rahmen ihrer Germanen- und Wikingerforschung Untersuchungen am Arkonariff mit Vermessungen, Luftbildaufnahmen, Tauch- und Bergungsarbeiten durch. Gefunden wurden Steinmolen, Grenzwälle, vier Steinkugeln von Schleudermaschinen und einen Runenstein mit dem Namen „Ulf“ – aber eben wohl nicht Vineta.

Barth

Seit 1994 wird der schon 1933 veröffentlichten These nachgegangen, Vineta habe bei Barth gelegen. Hier geht es wie immer um Fehldeutungen und um Veränderungen an der Oder. Da nach Meinung der Forscher die Oder früher über einen heute nicht mehr existierenden Mündungsarm direkt in den Saaler Bodden zur Ostsee abfloss, kann Vineta heute nicht mehr an der Odermündung gefunden werden. Das könnte für Barth sprechen, so dass die Stadt ihr Heimatmuseum in Vineta-Museum umbenannte und sich „Vineta-Stadt“ patentieren ließ. Allerdings wurde bis heute nicht zielgerichtet archäologisch untersucht, so dass sich die Theorie auf Zufallsfunde stützt.

Ruden / Peenemünder Haken

Alte Küstenformen vor den Aufspülungen nach 1936, mehrere Landkarten aus dem 17. Jahrhundert, auf denen Wineta östlich von Ruden vor der Peenemündung eingezeichnet war, und der Wikinger-Goldfund am Peenemünder Haken von 1905 beziehungsweise 1908 führten dazu, dass Jomsburg/Vineta in die Gegend zwischen dem Ruden und dem Peenemünder Haken verortet wurde. Da man aber keine weiteren Indizien fand, glaubt man mittlerweile nicht mehr daran, hier Vineta zu finden.

Vinetariff vor Koserow / Damerow

Ein Historiker im 16. Jahrhundert und die Sage selbst vermuten, dass Vineta vor Koserow auf Usedom versunken ist. Der Swinemünder Historiker Gadebusch 1863 untermauerte das damit, dass Wollin zu weit von der Ostsee entfernt und das Wasser dort zu flach sei, als dass dort größere Schiffe anlanden könnten. Auf das Vinetariff vor Koserow schienen alte Kartensignaturen und eine große Zahl großer Steine in geordneten Formationen hinzudeuten. Heute weiß man, dass die Steine nicht auf eine Mole hindeuten, unter anderem da Bearbeitungsspuren fehlen. Und das von Fischern angeblich aus dem Meer geborgene Kreuz, das aus einer Kirche in Vineta stammen soll, ist im 18. Jahrhundert in Schweden hergestellt worden. So wurde auch diese These verworfen.

Wollin

Untersuchungen und Grabungen von 1828 und 1847 bis heute, zeigen, dass Wollin ein Handels- und Marktort mit einer Ausdehnung von 4,5 mal 0,8 Kilometer war. Man fand Gräber, Münzen und Hacksilber, das ist Geld in Form von zerkleinerten Gegenständen aus Silber. Speziell in der Wikinger- und Slawenzeit fand man viel Hacksilber und viele Münzen aus vielen Ländern, zum Beispiel byzantinische, arabische, deutsche und wendische Münzen, was für ausgedehnte Handelswege spricht. Eine solch große Zahl von Fundstücken, über 50000, die auf eine Handelsstadt hinweisen, gibt es nur bei Wollin. Allerdings ist aus Quellen seit über 350 Jahren bekannt, dass Wollin/Julin und Vineta/Jumne unterschiedliche Orte waren. So werden in der Pommerschen Chronik Anfang des 16. Jahrhunderts und in Anderes Buch des Alten Wendischen Pommerlandes jeweils beide Orte erwähnt und 1670 steht in Historische und Geographische Beschreibung aller verstörten Städte, Schlößer … des gantzen Pommerlandes, dass Julin „nach dem Untergang der mächtigen und berühmten Stadt Vineta die größte Stadt in Europa war.“ So scheint auch Wollin nicht das sagenhafte Vineta zu sein.

Es ist eben eine Legende – Genaues weiß man nicht, einen wahren Kern gibt es oft. Falls Sie gerne über versunkene Orte lesen, gibt es viel Literatur. Speziell über Vineta hat Martina Krüger die „Vineta – Trugbilder” zusammen getragen.

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