Zwischen Fernweh und furchtbar – Auslaufmelodien auf Kreuzfahrten
Es geht los, das Schiff vibriert, die Motoren brummen, an den Bars und Relings ist es voll und laut – und das nicht nur wegen der Gespräche… beim Ablegen wird die – heiß diskutierte - Auslaufmelodie gespielt…
Rivers2Oceans kommt aus Wedel, wo Schiffe auf eine weltweit einzigartige Weise, unter anderem mit dem Spielen der entsprechenden Nationalhymne, begrüßt werden. Wir sind also sozusagen mit Auslaufmelodien groß geworden. Aber auch bei uns ruft schon das Wort zum einen Fernweh und schöne Erinnerungen und zum anderen Unverständnis und tief sitzende Ablehnung hervor.
Auf Kreuzfahrten sind Auslaufmelodien das Musikstück, das läuft wenn das Kreuzfahrtschiff einen Hafen verlässt. Die meisten Reedereien haben einen Song, der nicht nur zu Beginn der Schiffsreise, sondern auch bei jedem Auslaufen aus den Häfen während der Kreuzfahrt gespielt wird. Dabei löst nicht nur das Ritual, sondern vor allem die Musik an sich Emotionen aus. Diese sind sehr individuell und schwierig bis kaum zu steuern oder zu unterdrücken, da sie Assoziationen, unter anderem zu vergangenen Erlebnissen in Zusammenhang mit dieser Musik, hervorrufen.
Natürlich gibt es deswegen sowohl Befürworter als auch Gegner. Fans von Auslaufmusik lieben die zusätzliche Romantik, das verstärkte Gänsehautgefühl. Teilweise wird die Stimmung zu Beginn der Kreuzfahrt gehoben und nach der Schiffsreise ruft das Hören der Auslaufmusik die Erinnerung an diese zurück.
Es gibt aber auch viele, die das Auslaufen einfach so beeindruckend und aufregend finden, auch ohne Musik genug Emotionen haben. Während manche/r generell die Beschallung ablehnt, fühlen sich andere sogar musikalisch manipuliert, da ja eben bestimmte Musik auch bestimmte Emotionen hervorruft. Statt den Auslaufmoment mit individuellen Emotionen, eigenen Fantasien und Träumen erleben zu können, wird ein Wir-Gefühl erzeugt. Und sicherlich wird es den einen oder die andere geben, die die Auslaufmusik mit negativen Erlebnissen/Erinnerungen verbindet, so dass der Moment des Auslaufens deutlich weniger schön wird. Für all die Gegner der Auslaufmusik wäre es schön, wenn es einen schönen Außenbereich an Bord gäbe, wo sie dieser entkommen könnten.
Viele Reedereien lassen sich spezielle Musikstücke komponieren oder nehmen neue Versionen von bekannten Songs auf. Die in Deutschland bekanntesten Auslaufmelodien haben AIDA Cruises mit einer Coverversion von Enyas „Orinoco Flow“, dazu kommen die von Martin Lingnau für AIDA komponierten Instrumentalstücke „AIDA Sailaway“ und „Leinen los“, sowie TUI Cruises mit einer von James Last und Unheilig arrangierten Version von „Große Freiheit“.
Bei Phoenix Reisen gibt es verschiedene Auslaufmelodien: MS Amadea läuft zu Adoro aus, bei MS Artania, MS Amera, MS Deutschland und ausgewählten Flussschiffen wird Audemus gespielt. Und Nicko Cruises hat gerade von Fritz Sonnemann eine neue Melodie komponieren lassen: "High Above The Ocean" wurde vom Deutschen Filmorchester Babelsberg und der Sängerin Jeannine Michèle Wacker eingespielt.
Natürlich gibt es Auslaufmelodien auch bei internationalen Reedereien. Costa Kreuzfahrten und MSC Cruises laufen zu Musik aus, nutzen aber immer wieder, je nach Kreuzfahrtschiff, Ziel und Saison, unterschiedliche Melodien, die zum Beispiel bei Costa Kreuzfahrten von „This is Me“ aus The Greatest Showman über „Im a Believer“ von The Monkees bis zu Andrea Bocellis „Time to Say Goodbye“ reichen. Letzteres ist besonders beliebt, man hört es auch oft bei MSC Cruises, bei Princess Cruises sowie bei Regent Seven Seas. Und auf den Segelschiffen von Star Clippers als auch bei Windstar Cruises wird Vangelis‘ „Conquest of Paradise“ gespielt.
Ganz gleich, zu welcher „Fraktion“ ihr und Sie gehören, wir hoffen, es hat euch und Ihnen gefallen – und inspiriert trotz oder wegen zu weiteren Schiffsreisen…