Die SS United States – ein besonderes Passagierschiff, weil…

Das Passagierschiff SS United States, SS steht für Steam Ship, also Dampfschiff, wurde von 1950 bis 1952 für 78 Millionen US-Dollar in Newport gebaut und war mit 302 Metern Länge das größte komplett in den USA gebaute Schiff. Auftraggeber war die Reederei United States Lines, die es für den Linienverkehr von New York nach Europa einsetzten wollte. An den Kosten beteiligte sich mit 50 Millionen US-Dollar die US-Regierung im Rahmen des Nachkriegs-Schiffbauprogramms der United States Maritime Administration. Grund war, dass man die SS United States in kürzester Zeit zum Truppentransporter für bis zu 15.000 Soldaten umrüsten können wollte, was jedoch nie genutzt wurde.
Schon auf ihrer Jungfernfahrt im Juli 1952 errang die SS United States das Blaue Band für die schnellste Atlantik-Überquerung von Passagierschiffen. Sie bewältigte die Strecke in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35,59 Knoten. Da die Rückfahrt nach Amerika 3 Tage, 12 Stunden und 12 Minuten, das heißt die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 34,51 Knoten, dauerte, hält die SS United States den Rekord für die schnellste Überquerung sowohl in West- als auch in Ost-Richtung – und zwar bis heute. Das lag auch an ihrem Antrieb, ihre Dampfturbinen waren für Flugzeugträger konzipiert, so dass die SS United States den leistungsstärksten Antrieb aller je gebauten Handelsschiffe hatte – ihre Höchstgeschwindigkeit betrug laut Besatzungsmitgliedern 41,6 und offiziell 38,62 Knoten. Bis 1969 wurde die SS United States im Liniendienst nach Southampton und Bremerhaven eingesetzt, dann wurde sie durch die Konkurrenz von Flugreisen unrentabel und außer Dienst gestellt.
Auch sonst war die SS United States einzigartig: Durch ihre Bauweise wäre sie selbst bei gleichzeitiger Flutung von beliebigen vier nebeneinander liegenden wasserdichten Abteilungen schwimmfähig geblieben, auf Holz wurde aufgrund der Feuersicherheit – bis auf einen Hauklotz in der Küche und einen Flügel aus Mahagoni – komplett verzichtet, sie tauchte in Büchern und Filmen auf und hatte viele prominente Passagiere aus High Society und Bühne, Politik und Wirtschaft, unter anderem Fürstin Gracia Patricia von Monaco und Harry S. Truman, John F. Kennedy und der Student Bill Clinton, Marilyn Monroe und Marlon Brando, Salvador Dalí – und die Mona Lisa.
Zwar wurde die SS United States 1992 in die Türkei verkauft und renoviert sowie 2003 von NCL für den Einsatz auf Hawaii erworben, aber erneut eingesetzt wurde sie nicht, ganz im Gegenteil wollte NCL sie 2010 sogar verschrotten. Daraufhin erwarb 2011 eine Gruppe von Liebhabern, die SS United States Conservancy, deren Präsidentin ist übrigens Susan Gibbs, Enkelin des Schiffskonstrukteurs William Francis Gibbs, die SS United States mit Spendengeldern, um sie als nationales maritimes Denkmal zu bewahren und sie als Hotel-, Museums- und Kulturschiff zu nutzen. Der teure Innenausbau und hohe Liegegebühren an der nördlichen US-Ostküste führten dazu, dass 2015 erneut über eine Verschrottung gesprochen wurde. Auch die folgenden Absichten – Luxusliner für Crystal Cruises 2016 und schwimmende Hotel und Veranstaltungsfläche für die SS United States Conservancy mit einem New Yorker Immobilienunternehmen 2018 – zerschlugen sich.
Aufgrund aufgelaufener Liegegebühren musste die SS United States zudem bis Ende September 2024 von ihrem Liegeplatz in Philadelphia entfernt werden, den sie über 30 Jahre innehatte. Wenig später wurde bekannt gegeben, dass sich die Pläne grundlegend geändert hatten: Statt des Ausbaus zum schwimmenden Museum und Hotel soll die SS United States bei Fort Walton Beach 32 Kilometer vor der Küste Floridas versenkt werden und in einer Tiefe von 55 Metern als künstliches Riff dienen; so wird sie neue Heimat für Millionen von Meeresbewohnern und Tauchparadies. Für geschätzte 10,1 Millionen US-Dollar wurde die SS United States gekauft, Anfang Februar 2025 nach Mobile in Alabama transportiert, dort werden in einer Werft umweltschädliche Materialien aus dem Schiff entfernt, und in voraussichtlich zwei Jahren wird sie nach Fort Walton Beach transportiert und versenkt. Außerdem soll ein Museum entstehen, das mit Originalartefakten – eventuell sogar mit Schornsteinen und Radarmasten - die Geschichte der SS United States zeigen soll.