Wo Touristen noch Attraktionen sind – Brahmaputra Kreuzfahrt mit Phoenix Reisen - Teil 1

Laut und einsam, Paläste und einfaches Leben, bunt und dreckig – für die Brahmaputra Kreuzfahrt und Landrundreise gibt es viele Adjektive und Gegensätze …
Manchmal ergeben sich die tollsten Dinge fast zufällig. Geänderte Silvesterpläne, Arbeit für Rivers2Oceans und eine zurückgegebene Kabine führten zur kurzfristigen Buchung der MS Sukapha Kreuzfahrt „Magie Indiens“ von Phoenix Reisen. Diese startete mit einem Tag in Delhi, der eine 10-tägige Brahmaputra Flusskreuzfahrt von Neamati unter anderem über Silghat und Tezpur bis Guwahati, sowie ein weiteres Landprogramm in Jaipur und Agra folgten. Weil die „Magie Indiens“ so besonders war, ist der Reisebericht etwas länger geworden und deswegen in MS Sukaoha und Landprogramm sowie Brahmaputra Kreuzfahrt geteilt…
Teil 1 Reisebericht MS Sukapha Kreuzfahrt „Magie Indiens“ von Phoenix Reisen
Die MS Sukapha
Auf dem Fluss waren wir bisher nur auf Rhein und Nil unterwegs, so dass die MS Sukapha eine ganz neue Erfahrung war. Das auffälligste Merkmal war sicherlich die Größe: MS Sukapha hat nur 12 Kabinen. Das hat zur Folge, dass mit Offizieren, Matrosen, Hotel- und Küchencrew sowie den begleitenden Busfahrern und Reiseleitern das Crew-Gast-Verhältnis ausgeglichen ist. Der Service war wunderbar, man hat sich aufmerksam um uns gekümmert, aber es war nie aufdringlich, sondern herrlich ruhig und entspannt.
Die Kabinen der Sukapha sind landestypisch mit dunklem Holz eingerichtet und haben französische Balkone – leider waren bei uns nicht die Stühle sondern die Betten am Fenster, aber eigentlich hatten wir sowieso weder Zeit noch Lust, auf der Kabine am Fenster zu sitzen. Da unter den Betten Schubladen sind, ist dort kein Platz für Koffer, aber wer in den kleinen Kabinen keinen Platz für diese findet, kann die Koffer abgeben. Die öffentlichen Räume der MS Sukapha bestehen aus einem Restaurant, einem Salon mit Büchern, Bar und Fernseher, einem Sonnendeck mit Bar, Sesseln und Deckchairs sowie einem kleinem Raum für Massagen. Die Einrichtung, mit einigen interessanten Dekorationen und Bildern, ist gemütlich und passt ins Fahrtgebiet. Der Boden ist aus Holz und drinnen schön poliert – das sieht gut aus, kann aber glatt sein, vor allem, da es üblich ist, nach den Ausflügen seine Schuhe auszuziehen. Anspruchsvoll können auch die steilen Treppen sein, wenn man beim Gehen Probleme hat.
Das Essen fanden wir einfach nur lecker. Es war sicherlich etwas, zum Beispiel bei der Schärfe, an europäische Touristen angepasst, aber trotzdem noch eindeutig indisch. Das Frühstück war britisch beeinflusst, mittags gab es Buffet, abends ein 4-Gänge-Menü, dessen Hauptgericht und Dessert mittags ausgewählt wurden. Und für mich war es unglaublich beeindruckend, dass auf diesem kleinen Schiff mit einer 4-Personen-Küchencrew auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten eingegangen wurde. Und mir wurde nicht etwa gesagt, dass ich gewisse Gerichte nicht essen könne oder ich müsse etwas weglassen, sondern die entsprechenden Gerichte wurde abgewandelt gekocht und mir in kleinen Schüsseln an den Tisch gebracht! Alle! Die obligatorische Suppe habe ich daraufhin sofort für die ganze Reise ausgeschlossen.
In der Reisebeschreibung von Phoenix Reisen wurde zwar darauf hingewiesen, dass „das Unterhaltungsprogramm nur in eingeschränkter Form angeboten werden kann“, aber durch drei lokale Musik- und Tanzvorführungen sowie die Dokumentationen und Filme, die unsere Reiseleiterin Katharina dabei hatte, haben wir nicht nur nichts vermisst, sondern nicht einmal alle Filme „geschafft“.
Aber nicht nur die Größe der MS Sukapha, die unheimlich nette Crew, das Essen und das Schuhe-ausziehen haben die Flusskreuzfahrt einzigartig gemacht, sondern auch zwei weitere Besonderheiten: Zum einen gibt es auf der MS Sukapha keine Durchsagen, so dass 10 Minuten vor Ausflugsbeginn jemand mit einer Tempelglocke durch den Kabinengang ging und läutete. Und zum anderen wurde für die Ruhe für Crew und Gäste nachts der Generator ausgeschaltet, so dass nur eine Notbeleuchtung in der Kabine an war und auch die Toilettenspülung nicht mehr ging – das erinnerte an Jugendherbergen und scheuchte uns einmal nach Ende eines langen Bollywoodfilms (mein erster und wohl auch letzter ;-) ) ziemlich auf, um noch ohne Taschenlampe Zähne putzen zu können…
Brahmaputra Kreuzfahrt – das Landprogramm vor und nach der Flusskreuzfahrt
Auf Delhi hatte ich mich gar nicht so sehr gefreut, aber der Tag war viel interessanter als erwartet. Begonnen haben wir mit der Besichtigung des Qutb-Komplexes, der um 1060 von Rajputen gegründet wurde und als eines der ältesten Zeugnisse Delhis gilt. Auf der Tempelanlange findet man hinduistische und islamische Bauten und Verzierungen, zum Beispiel Qutb Minar, ein Minarett, Sieges- und Wachturm, wunderschön verziert und mit 72,3 Metern einer der höchsten Türme der islamischen Welt. Nachmittags haben wir das Humayun-Mausoleum besichtigt, das als eines der Vorläufer des Tadsch Mahal gilt. Dazwischen sind wir, erst per Bus und dann eine Stunde zu Fuß, zu unserer großen Freude ein - natürlich kleines - bisschen ins Leben Delhis eingetaucht. Es ging durch die Altstadt, war laut, chaotisch, interessant und teils bedrückend: Der „wenige“ Sonntagsverkehr führte zu lautem Gehupe und Stau, an den Straßenrändern waren teils über hunderte Meter Obdachlose zu sehen, die Elektroinstallationen unvergesslich, es gab Stände zum Ohren-Reinigen, verkauft wurde alles von Essen über Tempelgaben bis zu einzelnen Rädern – und irgendwie war überall Lebensfreude. Mittags waren wir im Gurdwara Bangla Sahib, eines der bedeutendsten Sikh-Gotteshäuser Delhis und bekannt für seine Verbindung mit dem achten Sikh-Guru, Guru Har Krishan. Da Sonntag war, konnte Jede und Jeder kostenlos hier essen; gekocht wurde in riesigen Behältern, aufgefüllt auf Blechtabletts und man saß Rücken an Rücken auf Teppichen – irgendwie wirklich sehenswert. Abends dann Bummeln über den Weihnachtsmarkt im Einkaufszentrum nebenan und Koffer packen mit dem Hinweis, das absolut nichts mit Akku im Aufgabegepäck sein darf – zum Glück fiel mir nachts mein „Insektenstick“ ein -, da sonst der Koffer nicht transportiert wird. Ein Hinweis darauf und dass man für die Ausreise am Ende den ausgedruckten (!) Reiseplan benötigt, wäre schon bei den Reiseunterlagen schön gewesen…
Der zweite Teil des sogenannten Goldenen Dreiecks mit Jaipur, Fatehpur Sikri und Agra kam nach Ende der Brahmaputra Kreuzfahrt. In der „Roten Stadt“ Jaipur, die ihren Namen von den vielen roten Gebäude der Altstadt hat, standen die Mogul- und Rajputenbauten Fort Amber, Stadtpalast und Palast der Winde auf dem Programm, wobei man bei letzterem nur einen Fotostopp an der Fassade macht, da diese mit 953 kunstvoll gestalteten und vergitterten Fenstern die Hauptattraktion ist. In Fort Amber und Stadtpalast hingegen hätten wir am liebsten jeweils den ganzen Tag verbracht. Es sind riesige Anlagen mit zig Höfen, Palästen und Gärten mit verzierten Toren, Säulen, Einlegearbeiten unter anderem mit Marmor und Spiegeln, Palastwachen, die uns zeigten, wie man den ewig langen Turban wickelt, 1,5 Meter hohen Silbergefäßen, in denen ein Mahardscha 1902 Gangeswasser transportierte, als er zur Krönungszeremonie von König Edward VII. reiste, da er großes Misstrauen gegen das westliche Wasser hegte - sowie Hochzeitspaaren, die vorab Fotos für einen auf der Hochzeit laufenden Film machen und Affen, die mir sogar in einem Tunnel begegneten. Anschließend waren wir noch im Observatorium Jantar Mantar, wo es 14 nach astronomischen Gesichtspunkten entworfene Bauwerke gibt, unter anderem eine 27 Meter hohe Sonnenuhr, die die Zeit auf etwa 2 Sekunden genau anzeigt, und am Basar.
Der nächste Tag war eine absolute Überraschung, da der Stopp auf dem Weg nach Agra in Fatehpur Sikri, zwischen 1569 und 1574 erbaute und, wahrscheinlich aus strategischen Gründen, nur von 1571 bis 1585 genutzte Hauptstadt des Mogulreiches unter Großmogul Akbar I., einfach wunderschön war. Auch in Fatehpur Sikri sind traditionelle hinduistische und muslimische Elemente gemischt und hier um ein charakteristisches Tulpenmuster ergänzt. Da britische Archäologen schon vor der Unabhängigkeit Indiens mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten begannen, sind Hauptpalast und der Hofkomplex sehr gut erhalten. Der ganze Komplex ist unfassbar schön, Höhepunkte waren vielleicht die Säule für die vier Hauptreligionen, der sogenannte „Astrologieturm“ sowie der fünfstöckige, sich nach oben verjüngende Panch Mahal (Mahal heißt Palast) mit insgesamt 176 Säulen und Pfeilern.
Der letzte Stopp unserer Indienreise war Agra, wo wir das Rote Fort und das Tadsch Mahal angesehen haben, die Reihenfolge wird immer spontan entschieden, je nachdem wie das Wetter ist. Wegen Nebels, der auch den Blick über den Yamuna auf das Grabmal verhinderte, begannen wir mit dem Fort. Das Rote Fort ist eine Festungs- und Palastanlage der Mogulkaiser aus dem 16. und 17. Jahrhundert; erweitert wurde es vor allem unter Shah Jahan, der das Tasch Mahal für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen ließ. Es ist von einer 2,4 Kilometer langen, bis zu 21 Meter hohen Mauer umgeben – es brauchte ja unter anderem jede Hauptfrau einen eigenen Palast…. Zwar wird ein Teil bis heute militärisch genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber durch den wunderschönen Rest könnte man wahrscheinlich Tage streifen, ohne alle Tore, Moscheen, Paläste und Höfe gebührend bewundert zu haben. Auch hier sind wieder Elemente islamische und hinduistische Baukunst vereint, alles ist unglaublich fein verziert – zum Beispiel mit hauchdünnem, geschnitztem Marmor -, mit Sandstein oder Marmor verkleidet und mit Stein- oder Glasintarsien geschmückt. Wir haben viel zu viele Fotos gemacht, weil es ständig nach zwei Schritten anders oder noch schöner war – und wollen auch hier noch einmal wider herkommen… Nachmittags der letzte Höhepunkt, mittlerweile mit starken Sicherheitsvorkehrungen und maximalem Aufenthalt von drei Stunden, das Tadsch Mahal. Nachdem 1631 Mumtaz Mahal starb, ließ ihr der Großmogul Shah Jahan das 1648 fertiggestellte Mausoleum errichten. Das achteckige Gebäude ist 30 Meter hoch, von einer Außenkuppel mit maximal 26,65 Meter Durchmesser überwölbt, aus Ziegeln errichtet und mit Marmorplatten verkleidet, die mit Reliefs und vielfarbigen Marmorinkrustationen mit floralen Motiven oder Passagen aus dem Koran verziert sind. Innen sind die Scheinsarkophage der Liebenden von einer Mauer aus durchbrochenem Marmor umgeben, um die man herumgehen kann. Alles ist wirklich prachtvoll und beeindruckend und natürlich hatten wir unseren „Wir sind am Tadsch Mahal!“-Moment, aber es ist sehr voll und man kann nur als Teil einer langen Schlange im Gänsemarsch, ohne stehen zu bleiben, in das Grabmal gehen. Für mehr Ehrfurcht sollte man das Tadsch Mahal von einem ruhigeren Platz im großen, schönen Garten aus betrachten… Deswegen hatten wir für die Nebengebäude leider keine Zeit.
Aber auch anderes gab es immer wieder zum Staunen: Essensstände, Miniaturläden und –werkstätten für quasi alles, Elefanten, die mitten auf der, natürlich vollen, Straße auf die Knie gingen, damit ihr Führer aufsteigen konnte, Kamele auf der Straße, Kühe und Affen sowieso, tatsächlich Kobrabeschwörer, Fahrräder, auf denen mindestens fünf Gasflaschen transportiert wurden, unglaublich viel Verkehr, der scheinbar nur mit Hupen geregelt wird…
Im Landprogramm eingestreut waren mehrere Stopps, um Handwerkskunst gezeigt zu bekommen und hochwertige Souvenirs kaufen zu können. Es ist natürlich schwierig, allen gerecht zu werden und Jaipur gilt als Handwerkerstadt, aber Seide, Teppiche, Schmuck, Holz, Marmoreinlegearbeiten – wir als Sightseeing-Fans hätten lieber mehr Zeit in den Palästen gehabt…
Im zweiten Teil des Reiseberichtes (bitte hier klicken) über die Kreuzfahrt und Landrundreise „Magie Indiens“ geht es dann um die Brahmaputra Kreuzfahrt, zu den Flusskreuzfahrten von Phoenix Reisen geht es hier lang.