Wo Touristen noch Attraktionen sind – Brahmaputra Kreuzfahrt mit Phoenix Reisen - Teil 2

Im zweiten Teil des Reiseberichtes geht es um die außergewöhnliche Flussreise auf dem Brahmaputra – Tempel, Dörfer und Handyfotos…
Der erste Teil des Reiseberichtes beschäftigte sich mit unserem „schwimmenden Zuhause“, der MS Sukapha und dem Landprogramm im sogenannten Goldenen Dreieck, hier nun also die:
Brahmaputra Kreuzfahrt – die Flussreise auf MS Sukapha
Mit 2880 Kilometern bis zur Mündung in den Ganges ist der Brahmaputra einer der längsten Flüsse der Erde. Er verändert unter anderem durch den Monsun Fließgeschwindigkeit und Lauf, fließt durch China, Indien und Bangladesh und damit durch unterschiedliche Landschaften und Kulturräume. Unsere Brahmaputra Kreuzfahrt ging durch den indischen Bundesstaat Assam, startete bei Dikhoumukh und endete nach circa 420 zurückgelegten Kilometern in Guwahati. Zum Jahreswechsel war der Wasserstand des Brahmaputra schon deutlich niedriger als nach dem Monsun und es gab schon viele Sandbänke. Diese machen den Weg zum Ufer schwierig bis unmöglich – einmal haben wir uns festgefahren - , so dass wir nur zweimal anlegen konnten, meist wurden wir mit dem Beiboot zum Ufer zu „unseren“ beiden Minibussen gebracht. Unser erster Ausflug ging nach Sibsagar zu Bauwerken der Ahom-Kultur, die aus Nordosten kamen und hier vom 13. bis zum 19. Jahrhundert geherrscht haben. Tempel, Amphitheater und Palast haben typische Kuppelformen und teils andersartige Verzierungen. Vieles findet man aber auch in anderen Teilen Indiens. So war der Tempel Shiva gewidmet, es gab die typischen Opfergaben, Shivas Dreizack, Yoni und Lingam. Absolut außergewöhnlich waren eher wir. In Assam ist der Tourismus noch wenig ausgeprägt und westliche Touristen werden eventuell mehr bestaunt als diese die Sehenswürdigkeiten und Menschen bestaunen – ich bin jedenfalls noch nie so oft fotografiert worden, vor allem weil die diversen Gruppen Fotos in unterschiedlichster Zusammensetzung wollten. Irgendwann musste während der 10 Tage immer jemand höflich signalisieren – Englisch ist in Assam nicht sehr verbreitet gewesen -, dass er zur Gruppe aufschließen muss. Nachmittags sind wir durch ein kleines Dorf auf der Majuli-Insel spaziert. Die Majuli-Insel war einmal die größte Flussinsel der Welt, ist aber durch Erosion extrem viel kleiner geworden. Das Dorf Salmara ist bekannt für seine Töpferwaren, deren Herstellung wir erklärt bekamen. Außerdem bekamen wir einen Eindruck von der dörflichen Lebensweise in Assam, wo nur etwas mehr als 14 Prozent der Einwohner in Städten leben. Die Lebensweise ist wie aus der Zeit gefallen, zum Beispiel mit Toilette im Garten, Handwebstühlen und ohne elektrisches Licht, aber die Dörfer versorgen sich selbst und die Einwohner scheinen wesentlich zufriedener als viele im „modernen Westen“. Uns begegnete man jedenfalls freundlich, teils fröhlich, wenn auch meist zurückhaltend. Abends bekamen wir eine Flöten- Trommel- und Tanzvorführung des Mönches Niranjan, der schon Auftritte auf der ganzen Welt hatte, bevor wir ein Tandoori-Barbeque, Lagerfeuer und Bollywoodmusik auf einer Sandbank mitten im Brahmaputra erleben – es ist Silvester! Sogar ein Glas Sekt und fünf Raketen gibt es, bevor um halb eins der Generator abgeschaltet wird – dieses Silvester wird absolut einmalig bleiben!
Da die MS Sukapha schon mittags ablegen muss, um im Hellen zum nächsten Liegeplatz zu kommen – Radar oder große Scheinwerfer gibt es nicht -, starteten wir auch am nächsten Morgen früh zu zwei Klöstern auf der Majuli-Insel. In beiden wird Krischna angebetet, aber das eine ist berühmt für Meditation, das andere – dadurch auch wohlhabendere - für diverse Künste. Wir bekamen nicht nur einen Einblick in das Klosterleben inklusive Wohnungen der Mönche, sondern auch eine Tanz- und Trommelvorführung. Und es gab zwei besondere Begegnungen: Zum einen waren wir kurz im Vorraum der Wohnung von Niranjan und zum anderen sahen wir zwei Mönche, die in einem an Bord gezeigten Dokumentarfilm über das Klosterleben auf Majuli vorkamen. Einer davon war in dem Film gerade einmal vier Jahre alt und natürlich sehr traurig, von seiner Familien weg zu müssen, jetzt, mit 18, schien er glücklich, will IT studieren – und die ganze Reisegruppe war beruhigt... Nach einem Stopp, auf dem uns die Herstellung der berühmten Majuli-Masken gezeigt wurde, ging es für einen erholsamen Flussnachmittag zurück auf die Sukapha.
Am nächsten Tag mussten wir eine große Stecke auf dem Brahmaputra zurücklegen, so dass wir schon vor dem Frühstück das Dorf Kerker besuchten, das von der Mishing Minderheit bewohnt wird und dessen Bewohner Landwirtschaft, Handweberei und Fischerei betreiben. Es war ursprünglich, sauber und sehr interessant; wir durften sogar ein Haus von innen ansehen – toll der Fußboden aus Bambusstäben, wo der Dreck einfach durchfällt ;-) . Außergewöhnlich waren auch viele der Begegnungen mit den wirklich sehr freundlichen und meist sehr aufgeschlossenen Menschen, für die wir ebenso interessant waren wie sie für uns. Auch hier sah man Auswirkungen der Erosion wie eine aufgegebene und bald abstürzende Schule, Versuche, mit Sandsäcken der Erosion entgegen zu wirken, aber auch weitere Abholzungen, weil man Land für den Anbau benötigt… Nachmittags haben wir die Landschaft am Brahmaputra, Assam-Tee und eine Massage genossen – und, da wir durch den Kaziranga Nationalpark gefahren sind, nach Tieren Ausschau gehalten – und abends zeigten uns zwei Mädchen einen Tanz mit den zehn Inkarnationen von Vishnu.
Der Schwerpunkt der nächsten beiden Tage war Natur: Drei Safaris im Kaziranga Nationalpark, der unter anderem für seine Panzernashörner und Tiger bekannt ist. Am ersten Vormittag sind wir vorher noch zu einem Tempel gefahren und waren auf dem Wochenmarkt. Das Spektakulärste am der Göttin Durga geweihten Tempel war nicht der Bau, der ein Zentrum des Shaktismus war, oder die – gerade abwesenden - Affen, sondern ihr Priester, der für uns seinen Turban abwickelte und seine bis über den Boden reichenden Haare zeigte – auch daran kann man erahnen, dass hier nur wenige Touristen vorbeikommen, dauernd würde er das sicherlich nicht machen… Für den Wochenmarkt bekamen wir jeder 50 Rupien und einen Zettel, auf dem in Lautschrift stand, welches Gemüse wir dafür kaufen sollten. Was für eine tolle Idee! Wir haben den bunten und quirligen Wochenmarkt sicherlich intensiver betrachtet, vor allem, weil wir „unseren“ Kürbis nicht fanden. Dann folgten die Jeep-Safaris in drei verschiedenen Gebieten des Kaziranga Nationalparks in Gras- und Waldlandschaften, mit Seen und Flüssen. Am ersten Abend waren wir sehr aufgeregt, als wir in weiter Ferne den Rücken eines Nashorns und, auf dem Rückweg auf unseren Reifenspuren, Tigerspuren gesehen haben. Ansonsten gab es viel Rotwild, inklusive dem seltenen Pferdehirsch, und Vögel. Am nächsten Morgen haben wir zwar einen Waran, Vögel, Rotwild und domestizierte Elefanten gesehen, aber es waren wenige Tiere im zentralen Teil des Kaziranga unterwegs. Unsere interessanteste Safari war am zweiten Abend mit all den Tieren, die wir schon vorher gesehen haben, und dazu auffliegenden Nashornvögeln, Riesenstörchen, Nashörnern mit Revierkämpfen, eines, das über die Straße wollte, wo unsere Jeeps waren und das nicht gut fand, friedlichere Nashörner direkt neben dem Weg und Arbeitselefanten inklusiver Jungen, die beladen neben uns auf der Straße langliefen. Tiger haben wir leider nicht gesehen, nur wieder Tigerspuren, aber mit sechs Jeeps ist es auch einfach viel zu laut – wenn ich das richtig gesehen habe, waren nicht einmal Gewehre in den Jeeps… Zwischen den Safaris am zweiten Tag waren wir auf einer Teeplantage – einer anderen als üblich und die Verkostung fand auch nicht statt, weil man dort Tiger gesichtet hatte – und haben in einer Lodge zugesehen, wie ein Elefant beim Baden mit Sisal abgeschrubbt wird und durften ihn danach füttern und anfassen – tolle Wimpern und eine ganz weiche Haut…
Das ausgefallene Tee-Tasting fand am nächsten Morgen an Bord der MS Sukapha statt. Wir bekamen erklärt, wie Tee geerntet und verarbeitet wird - in maximal 24 Stunden – und durften anschließend zwei auf ursprüngliche Art hergestellte und mehrere Assam CTC (Crush, Tear, Curl, das heißt zerbrechen, zerreißen, rollen, womit man günstig starke Tees herstellt) probieren – was man übrigens mit kaltem Tee macht. Als Darjeeling Fan habe ich in der Region Assam gerne Assam Orthodox getrunken, aber Assam CTC war mir auch in der mildesten Variante mit den größten Kügelchen zu bitter. Nachmittags ging es nach Tezpur, aufgrund einer Legende über eine Liebesgeschichte einer Königstochter und einer daraus folgenden Schlacht zwischen Lord Krischna und Lord Shiva „Stadt der unsterblichen Romantik“ genannt. Nach einem Stopp bei den wahrscheinlich ältesten Tempelruinen Assams (6. Jahrhundert) mit einem wunderschön verziertem Tor wurden wir in einem Stadtpark mit zusammengetragenen Steinreliefs und auf einen Aussichtspunkt auf unheimlich vielen Fotos verewigt, denn es war Sonntag. Zwischendurch haben wir den reich verzierten Mahabhairab Shiva Tempel besichtigt. Als Abschluss des Tages sind wir noch ein wenig auf eigene Faust im Bazarbereich durch die Stadt gelaufen und haben uns an den vielen unterschiedlichen Ständen gefreut – schade, dass es besser ist, kein Essen an Straßenständen zu kaufen und die FlipFlop-Socken wollten wir irgendwie nicht…
Der nächste Tag startete wie immer früh, war aber sehr geruhsam. Nach einer einstündigen Busfahrt, wo es ja immer viel zu gucken gibt – zum Beispiel einen Verkehrspolizisten auf einer aufwändig verzierten Verkehrsinsel aus Stein -, sind wir im Nameri Nationalpark circa zwei Stunden mit dem Schlauchboot gefahren. Es war sehr geruhsam, ab und zu gab es „Mini-Stromschnellen“, die Sonne schien, nur Tiere haben wir so gut wie gar nicht gesehen, obwohl der Nameri Nationalpark Tiger- und Elefantenreservat und Vogelschutzgebiet ist. Einem entspannten Nachmittag an Bord der Sukapha folgte ein weiterer herrlicher Sonnenuntergang und ein Abend mit einem weiteren interessanten Dokumentarfilm, diesmal nicht über Klöster oder Naturschutz, Tiere oder Brahmaputra, sondern über Liebe und Sex in Indien.
Unser nächster Tag der Brahmaputra Kreuzfahrt begann geradezu mit Ausschlafen. Unser Ausflug begann erst um 10 Uhr, nach der Besichtigung von Steuerhaus und Maschinenraum. Die Technik des Steuerhauses ist sehr übersichtlich, es gibt kein Radar und nur eine relativ kleine Lampe zum Ausleuchten des Flusses, gesteuert wird per Joystick. Da sich der Lauf des Brahmaputra täglich verändert und es viele Strudel gibt, kann nachts nicht gefahren werden und der den Fluss „lesende“ Lotse ist unverzichtbar. Im Maschinenraum hat mir am besten der Altar des die Sukapha beschützenden Gottes gefallen. Den Rest des Vormittags haben wir in dem Dorf Mayang verbracht, wo wir Bekanntes und Neues – zum Beispiel Stangen mit getrocknetem Kuhmist zum Feuern - über das Dorfleben in Assam gesehen und gelernt haben. Der heutige Höhepunkt war der Besuch der Schule. Eigentlich sollten wir Neujahr eine Schule besuchen, aber die war natürlich geschlossen. Für die Kinder hier war das sichtbar sehr außergewöhnlich, nicht nur der Besuch an sich, sondern auch Menschen mit weißem, blondem oder rotem Haar – es musste ein Gruppenfoto gemacht werden und einige mussten uns auch berühren… Nachmittags bekamen wir vom Koch gezeigt, wie man Hähnchencurry kocht und konnten noch einmal die herrliche Landschaft und Ruhe an Bord der MS Sukapha genießen.
Die Brahmaputra Kreuzfahrt endete in Guwahati. Vormittags sind nach Sualkuchi zu einer Seidenraupenfarm und einer Seidenweberei gefahren. Hier wurden uns zunächst unterschiedliche Seidenraupen und ihre Kokons und anschließend gezeigt, wie daraus Seide gesponnen wird und bunte, verzierte Meterware entsteht. Besonders ist die typische, goldene und festere Assamseide. Leider mag ich kein Gold und auch für die vorrätige Meterware fiel mir keine Verwendung ein. Nach dem Mittagessen ging es zum berühmten Kamakhya Tempel, der Durga geweiht und eines der größten Heiligtümer des tantrischen Shaktismus ist. Schon auf dem Weg zum Tempel merkt man, dass er viel besucht ist, denn es werden unzählige Opfergaben und Souvenirs angeboten. Der Tempel wird von so vielen Hindus besucht, dass es einen überdachten Gang für das meist stundenlange Warten gibt. Außerdem werden hier immer noch, zum Glück nur vormittags, Tieropfer vorgenommen, weswegen man genau aufpassen muss, wo man hintritt, denn es gibt viele begnadigte, frei herumlaufende Ziegen und auch wenn es Tempelangestellte zum Putzen gibt, ist es stellenweise sehr dreckig… An den detailreichen Verzierungen der Außenwände – unter anderem eine wegen ihrer ständigen Menstruation immer mit Tuch verhüllte Shakti - und am Allerheiligsten merkt man, dass der Tempel wichtig und wohlhabend ist. Zurück an Bord mussten wir leider Koffer packen; nach einem Abschiedscocktail und Vorstellen der gesamten Mannschaft der Sukapha – das geht auch nicht oft… - gab es ein leckeres Abschiedsessen.
Unser Fazit zur Kreuzfahrt und Landrundreise „Magie Indiens“ von Phoenix Reisen
Es war einzigartig und ganz anders als andere Kreuzfahrten. Die MS Sukapha hat eine ganz besondere Atmosphäre und eine ebenso besondere Crew und das Programm war abwechslungsreich und hat uns einen schönen Einblick in eine ungewöhnliche und noch selten bereiste Region gegeben. Und durch das Landprogramm bekam man zudem einen kleinen Eindruck Indiens – zumindest in Delhi und Rajastan…
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