Kreuzfahrtschiffe und Umwelt – Fakten und Gedanken

Von Kreuzfahrtexperte, 29.11.2019

Wir sind uns bewusst, dass Kreuzfahrten die Umwelt belasten – aber das tun viele andere Dinge auch. In der aufgeheizten Diskussion möchten wir mit ein paar Fakten für etwas mehr Sachlichkeit werben.

Nicht erst seit Fridays for Future sind Kreuzfahrten in Bezug auf Umweltverschmutzung in Verruf gekommen. Aber wie schlimm ist es und stimmt wirklich alles, was gesagt und geschrieben wird? In diesem Blogbeitrag wollen wir Fakten zur Umweltverschmutzung aufführen sowie heutige und zukünftige Umweltschutzmaßnahmen der Reedereien kurz erklären.

Umweltverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe

Es geht uns nicht darum, abzustreiten, dass Kreuzfahren die Umwelt verschmutzen, sondern um vernünftige Einordnung, um ein wenig Sachlichkeit. Zum Beispiel haben Stiftung Warentest und Atmosfair berechnet, dass ein Passagier auf einer einwöchigen Kreuzfahrt 1500 Kilogramm Kohlendioxid verbraucht, was ohne Zweifel ein erheblicher Teil des Pro-Kopf-Jahresbudgets von 2300 Kilogramm CO₂ ist. Außerdem wird die Menge oft mit dem CO₂-Ausstoß eines Mittelklassewagens auf einer Strecke von 9000 Kilometern verglichen. Aber kaum jemand redet darüber, was der Transport von Elektronikartikeln, Kleidung und Lebensmitteln auf den deutlich mehr die Umwelt verschmutzenden Frachtschiffen kostet. Zudem hat der Schiffsverkehr nur einen Anteil von drei Prozent am weltweiten Ausstoß von CO₂, der Straßenverkehr hingegen einen von 17 Prozent, und erzeugt pro Passagier oder nach transportiertem Gewicht am wenigsten CO₂ aller Verkehrsmittel.

Natürlich tragen Kreuzfahrtschiffe nicht nur zur CO₂-Belastung bei, sondern stoßen auch Schadstoffe aus. Aber auch hier werden häufig von Presse und Kreuzfahrt Gegnern Vergleiche angestellt, die gerne drastisch sind. So schrieb der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) 2012 "Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als alle 760 Millionen Autos weltweit." Allerdings gab es schon 2017 etwa 1,25 Milliarden Autos und die Schwefeloxide in Benzin wurden seit den 1990er Jahren um über 90 Prozent reduziert. Beim Schweröl geht dies deutlich langsamer; so darf Schweröl im Allgemeinen 3,5 Prozent Schwefel enthalten, in Küstengewässern jedoch nur 0,1 Prozent. Natürlich schneiden die Kreuzfahrschiffe deutlich schlechter ab, aber zum einen nicht so schlecht wie dargestellt und zum anderen sind die Belastungen durch Stickoxide und Feinstaub viel relevanter.

Der ebenfalls drastische Vergleich des Nabu zur Belastung der Umwelt mit Stickoxiden und Feinstaub durch Kreuzfahrtschiffe lautete "Ein einziger Ozeanriese stößt auf einer Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke.", was meist zu der Aussage verkürzt wird, dass ein Kreuzfahrtschiff so viel Dreck macht wie fünf Millionen Autos. Da es aber 2012 nicht um "Schadstoffe auf gleicher Strecke", sondern um "Schadstoffe pro Tag" ging und ein Kreuzfahrschiff mehrere Hundert statt etwa 36 Kilometer pro Tag zurücklegt und zudem mehrere Hundert bis Tausend statt im Schnitt 1,5 Menschen transportiert, ist der Vergleich so schlicht falsch. Bezogen auf die Passagierkilometer wird dann „nur“ noch so viel Dreck gemacht wie weniger als hundert Autos, was natürlich immer noch zu viel ist. Allerdings gibt es noch einen weiteren Fehler. In den Originaldaten werden die Schadstoffe in Schwefeloxide, Stickoxide, Feinstaub und CO₂ unterschieden und fallen sehr unterschiedlich aus, danach stößt ein Schiff so viel CO₂ aus wie 84000, so viel Feinstaub wie 1 Million, so viel Stickoxide wie 400000 und so viel Schwefeloxid wie 376 Millionen Autos. Dann aber wichtete der Nabu die Schadstoffe nach ihrer Bedeutung und ermittelten die Quersumme – eben fünf Millionen -, um der Presse eine einfache, plakative Zahl zu präsentieren. Die Feinstaubbelastung durch Kreuzfahrten in Häfen oder Fjorden ist ein großes Problem. Doch auch hier stehen der Messung von 158000 bis 166000 Partikel beim Vorbeifahren der AIDAprima 2016 in Hamburg die nicht eindeutige Messanordnung sowie die Belastung durch 18000 Tonnen Feinstaub durch Kaminöfen und Holzheizungen gegenüber, bei denen je nach Art des Ofens laut WISO 2017 zum Beispiel nach knapp 3 Minuten zwischen 88900 und 111000 Partikel IN der Wohnung gemessen werden können.

Kreuzfahrten belasten die Umwelt, der Nabu macht gute Arbeit und es ist wichtig, Zahlen zu haben, aber Vereinfachen ist selten eine gute Idee. Zudem machen Kreuzfahrten lediglich einen Anteil von zwei Prozent am weltweiten Tourismusaufkommen aus und es gibt weltweit etwa 300 Kreuzfahrtschiffe, aber 40000, übrigens ebenfalls zum größten Teil mit Schweröl angetriebene, Handelsschiffe – ein vollständiger Verzicht auf Kreuzfahrten würde demzufolge im Vergleich zum Verzicht auf generelles Reisen sowie auf exotische Produkte oder der Reduzierung globalisierter Produktion weniger für das Klima bringen. Natürlich wird so eine Kreuzfahrt nicht umweltfreundlicher, aber im Sinne eines echten Klimaschutzes sollte man sich nicht nur auf ein Thema stürzen.

Umweltschutzmaßnahmen der Kreuzfahrt Reedereien

Nicht erst seit Fridays for future versuchen die Kreuzfahrt Reedereien, ihre Umweltbilanz zu verändern – allerdings als auf Gewinn angewiesene Unternehmen und so für Umweltschützer zu langsam und nicht weit genug. Die Maßnahmen sind unterteilt in allgemeine Maßnahmen, CO₂-Einsparungen und Reduzierung der ausgestoßenen Schadstoffe.

Wie in weiten Teilen der Welt werden auch auf Kreuzfahrtschiffen der Umwelt zuliebe Einwegartikel reduziert, wird Plastik durch Papier ersetzt, Wasser gespart und aufbereitet. So gibt es auf neueren Schiffen teilweise keine Minibars mehr, wird von kleinen Fläschchen auf Duschgel- und Shampoospender umgestellt, werden Trinkwasser-Zapfanlagen und sensorgesteuerte Wasserhähne eingebaut und das an Bord benötigte Wasser über eine eigene Entsalzungsanlage gewonnen.

Treibstoff, und damit auch CO₂, zu sparen, ist aufgrund der Kosten selbstverständlich im Interesse der Kreuzfahrt Reedereien. So wird bei neuen Schiffen viel in das Design von Schiffsrumpf und -schrauben investiert, um Widerstand und Verwirbelungen zu reduzieren. Eine per Computer gesteuerte Trimmung in Echtzeit sowie die Reduzierung des Wasserwiderstandes durch Anstriche mit speziellen umweltfreundlichen Farben zur Verhinderung des Wachstums von Meeresorgamismen oder durch das MALS, das Mitsubishi Air Lubrication System, das durch Luftbläschen eine Art Schmierfilm erzeugt, auf dem das Schiff dann gleitet, sparen ebenfalls Treibstoff. Und auch „im Schiff“ wird durch effiziente Geräte, moderne Klimaanlagen, Wärmerückgewinnung, LED-Lampen und vieles mehr viel weniger Treibstoff benötigt als noch vor einigen Jahren. Da die Umstellung von Schweröl oder Marine Diesel auf LNG, das heißt Erdgas, aufgrund seiner Herstellung keine Vorteile für die CO₂-Bilanz der Kreuzfahrtschiffe bringt, gibt es weitere Überlegungen für zukünftige Alternativen für Stromerzeugung und Antriebe. Stark im Fokus stehen Hybridantriebe, das heißt Kombinationen aus Elektro- und Dieselmotoren, mit Akkus und Brennstoffzellen. Zwar gibt es erste Kreuzfahrschiffe mit Hybridantrieben, zum Beispiel bei Hurtigruten, und geplant sind weitere, auch Tender- und Ausflugsboote, allerdings reichen die Akkus erst für kurze Laufzeiten und der eingesetzte Brennstoff ist im besten Fall LNG. Verbesserte Akkus und Brennstoffzellen am liebsten mit regenerativen Brennstoffen sind deswegen zurzeit Gegenstand intensiver Forschung. Und auch an Stromerzeugung durch Wind oder Sonne wird geforscht.

Stark im Fokus der Öffentlichkeit steht die Reduzierung der ausgestoßenen Schadstoffe. Ohne Frage sind die zurzeit noch oft verwendeten Schweröle und Marinediesel sehr umweltschädlich, da sie unter anderem durchschnittlich 2,5 Prozent Schwefel enthalten, erlaubt sind 3,5 Prozent, die aber bis 2025 auf 0,5 Prozent reduziert werden sollen. In Sonderzonen der Schifffahrt mit speziellen Umweltrichtlinien sind maximal 1,0 Prozent Schwefelanteil, in EU-Häfen höchstens 0,1 Prozent Schwefel im Treibstoff erlaubt, weswegen die meisten Reedereien hier schwefelarmes, aber teureres Marine Gas Oil verwenden. Bei Neubauten müssen die Reedereien sich entscheiden, ob sie Schadstoffe durch den Einsatz herkömmlicher Technologien mit Filtersystemen oder durch Verwendung schwefelarmer Kraftstoffe wie LNG reduzieren wollen. 2019 fährt AIDAnova mit Flüssigerdgas, 26 weitere LNG Kreuzfahrtschiffe sind, zum Beispiel von AIDA, Carnival Cruises, Costa Kreuzfahrten, MSC Kreuzfahrten oder Royal Caribbean International, bestellt. Als Filtersysteme für Schwefel kommen sogenannte Scrubber zum Einsatz, die 99 Prozent Schwefel und bis zu 60 Prozent gröbere und Rußpartikel aus dem Abgas herauswaschen; das Waschwasser wird gereinigt und ins offene Meer geleitet. Scrubber werden oft verwendet, so unter anderem von AIDA, Costa Kreuzfahrten, Cunard, MSC Kreuzfahrten, NCL und TUI Cruises. Das NOx in den Abgasen verringert sich zwar etwas bei Verwendung von LNG, ist aber auch von den Maschinen selbst abhängig. Zur Reduzierung setzen unter anderem AIDA, Costa Kreuzfahrten, Hapag Lloyd Cruises, Royal Caribbean International und TUI Cruises Katalysatoren ein, obwohl sie zurzeit gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind. Sehr vorteilhaft ist der Einsatz von LNG als Treibstoff in Bezug auf die Rußpartikel. Zwar werden bei Verwendung von Schweröl oder Marinediesel Rußpartikel und Feinstaub aus den Abgasen gefiltert; für Ultrafeinstaub gilt dies jedoch nicht, da es weder eine klare Messmethode noch Grenzwerte und so auch keine entsprechenden Technologien zum Herausfiltern gibt. 2019 behandeln 129 Kreuzfahrtschiffe ihre Abgase mit Filtersystemen, bei 40 weiteren Kreuzfahrtschiffen wurde mit der Nachrüstung begonnen ist oder es eine Nachrüstung mit Abgasnachbehandlungssystemen geplant. Eine weitere Methode, die Schadstoffbelastung vor allem in den Häfen zu verringern, ist der Einsatz von Landstrom, das heißt in den Häfen werden die Schiffsmotoren abgeschaltet und – hoffentlich aus erneuerbaren Energiequellen - an Land produzierter Strom genutzt. Diese Technologie könnte zurzeit von Schiffen von AIDA, Costa Kreuzfahrten, Cunard, Hapag Lloyd Cruises, MSC Kreuzfahrten, NCL und TUI Cruises eingesetzt werden, wenn denn die Möglichkeit an Land überhaupt besteht. 2019 gibt es in Europa nur in Hamburg und Kristiansand einen Landstromanschluss in ausreichender Dimension, weltweit sind es 16 Häfen.

Da es dauert, die beschriebenen Maßnahmen umzusetzen und technische Innovationen ebenfalls Zeit benötigen, gehen die Kreuzfahrt Reedereien teilweise noch andere Wege. So will MSC Kreuzfahrten schon 2020 Klimaneutralität erreichen, indem sie Projekte zum Schutz und zur Wiederherstellung von Meeres- und Küstenlebensräumen unterstützen und so die CO₂-Emissionen ihrer Kreuzfahrtschiffe kompensieren.

Kreuzfahrtschiffe und Umwelt

Wir hoffen, mit diesem Blogbeitrag ein wenig mit Vorurteilen aufgeräumt zu haben. Sicherlich schaden Kreuzfahrten der Umwelt, aber Frachtschiffe und Flüge tun das ebenso und mancher drastischer Vergleich hinkt. Positiv ist zudem, dass durch das gestiegene Umweltbewusstsein und nicht erst, aber verstärkt durch den zunehmenden Druck der Öffentlichkeit in der letzten Zeit Kreuzfahrt Reedereien auf die Forderungen von Fans und Gegnern, vermehrt die Umwelt zu schützen, reagieren. Dies ist nicht nur sowieso gut und wichtig, sondern unterscheidet sie auch von Frachtschiff Reedereien und in der Intensität der Bemühungen auch von vielen anderen Branchen (welche Airline strebt z.B. schon Klimaneutralität 2020 an?). Allerdings kann man davon ausgehen, dass die Umwelt Diskussion in der Kreuzfahrt Branche einen weiteren Vorteil haben wird. Durch das Voranschreiten der Kreuzfahrt Industrie werden auch die Frachtschiffe in Zukunft umweltfreundlicher werden.

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